die Zukunft des Handwerks

Auf der Walz

“Auf der Walz sein” ist ein traditioneller Ausdruck aus dem Handwerk und bezeichnet die Wanderschaft von Gesellen nach dem Abschluss ihrer Lehrzeit und vor der Meisterprüfung. Diese Tradition ist besonders in Deutschland, Österreich und der Schweiz bekannt, aber auch in anderen europäischen Ländern gibt es ähnliche Bräuche.

Während der Walz reisen die Gesellen für mehrere Jahre (traditionell drei Jahre und einen Tag) von Ort zu Ort, um bei verschiedenen Meistern zu arbeiten und weitere Erfahrungen und Fähigkeiten zu sammeln. Sie tragen während dieser Zeit oft traditionelle Zunftkleidung, die als “Kluft” bezeichnet wird, und führen ein Wanderbuch (“Zettel”), in dem die einzelnen Stationen und ausgeführten Arbeiten dokumentiert werden. Meist dürfen sie sich während der Walz nicht näher als eine bestimmte Entfernung (oft 50 km) ihrem Heimatort nähern.

Die Walz hat mehrere Funktionen:

  1. Berufliche Weiterbildung: Durch die Arbeit unter verschiedenen Meistern können die Gesellen ihr Wissen und ihre Fertigkeiten erweitern.
  2. Persönliche Entwicklung: Die Walz ist auch eine Zeit der persönlichen Reifung. Die Gesellen lernen, auf eigenen Füßen zu stehen, und sammeln lebenspraktische Erfahrungen.
  3. Tradition und Gemeinschaft: Die Walz verbindet die Gesellen mit einer langen handwerklichen Tradition und fördert den Zusammenhalt innerhalb der Zunft.
  4. Netzwerkbildung: Die Gesellen lernen viele Menschen kennen und knüpfen Kontakte, die ihnen später in ihrer Karriere nützlich sein können.

Obwohl die Tradition der Walz im 20. Jahrhundert abnahm, erlebt sie in den letzten Jahren eine Art Renaissance. Viele junge Handwerker sehen die Vorteile, die eine solche traditionelle Wanderschaft bietet, sowohl in Bezug auf die berufliche als auch die persönliche Entwicklung. In modernisierter Form wird die Walz auch in einigen anderen Berufsfeldern praktiziert, bleibt aber vor allem ein wichtiger Bestandteil der Kultur und der Ausbildung im Handwerk.

Welche Handwerksberufe gehen / gingen “auf die Walz”?

Die Tradition der Walz ist besonders in handwerklichen Berufen mit einer langen Geschichte und einer starken Zunftkultur verankert. Es sind jedoch nicht alle Handwerksberufe an dieser Praxis beteiligt. Hier sind einige Handwerksberufe, in denen die Walz eine Rolle spielt oder gespielt hat:

  1. Zimmermann: Dies ist vielleicht einer der bekanntesten Berufe, in dem die Tradition der Walz noch aktiv praktiziert wird.
  2. Maurer: Auch im Maurerhandwerk gibt es eine Tradition der Walz, obwohl sie weniger verbreitet ist als bei den Zimmerleuten.
  3. Tischler/Schreiner: In diesem Berufsfeld ist die Walz ebenfalls eine Möglichkeit, um das Handwerk in verschiedenen Regionen und unter verschiedenen Meistern zu erlernen.
  4. Steinmetz: Steinmetze gingen ebenfalls traditionell auf Walz, um ihre Fähigkeiten zu erweitern.
  5. Stuckateur: Dieser Beruf hat eine ähnliche Tradition, wobei die Gesellen unterschiedliche Techniken und Stile der Stuckarbeit erlernen können.
  6. Dachdecker: Auch in diesem Handwerk gibt es eine Tradition der Walz, die es den Gesellen ermöglicht, verschiedenste Techniken und Materialien kennenzulernen.
  7. Metallbauer/Schmied: Obwohl seltener, können auch Metallbauer und Schmiede auf die Walz gehen.
  8. Bäcker und Konditoren: In einigen Regionen haben auch Bäcker und Konditoren die Möglichkeit, auf die Walz zu gehen, auch wenn dies weniger häufig vorkommt.
  9. Schneider: In einigen Fällen gehen auch Schneider auf die Walz, besonders wenn sie sich auf bestimmte, traditionelle Techniken spezialisiert haben.
  10. Elektriker, Installateure, Maler: In einigen Fällen und unter bestimmten Bedingungen können auch Angehörige dieser Berufe auf die Walz gehen, allerdings ist dies eher die Ausnahme als die Regel.

Die Bereitschaft, die Tradition der Walz fortzuführen, variiert von Beruf zu Beruf und von Region zu Region. In einigen Fällen erlebt die Tradition eine Renaissance, in anderen bleibt sie eher ein Relikt der Vergangenheit. Trotzdem bietet die Walz für viele Handwerker nach wie vor eine einmalige Gelegenheit zur beruflichen und persönlichen Weiterentwicklung.